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Worldbuilding: Wie erzähle ich meine Welt

In den letzten Beiträgen haben wir darüber gesprochen, wie man eine spannende und glaubhafte Welt gestaltet. Heute soll es darum gehen, wie wir diese Welt in unseren Texten darstellen. Das ist kein leichtes Unterfangen, denn es ist nicht immer einfach, die richtige Balance zu finden. Wie viele Details brauchen die Lesenden? Wann werden die Beschreibungen zu ausladend? Ist der Text langweilig? Oder gar verwirrend? Gehen wir rein.




Prolog, ja oder nein

 

Manchmal scheint es die einfachste Lösung, die Lesenden durch einen Prolog in unsere Welt einzuführen. So kann man schnell die wichtigsten Grundsteine des Settings erklären, bevor man in die Handlung einsteigt.


In Schreibratgebern und im Internet wird generell von diesem Vorgehen abgeraten. Das liegt vor allem daran, dass der Anfang eines Romans die Lesenden schnell in die Geschichte hineinziehen soll. Wenn Leute das Buch im Laden in die Hand nehmen oder online hineinlesen, muss man sie mit wenigen Sätzen davon überzeugen, das Buch zu kaufen. Und das geht am besten mit handlungsgetriebenen Passagen. Der Anfang sollte deswegen nicht aus langen Erklärungen über Aufbau und Geschichte der Welt bestehen.


Wenn man diese Vorgabe berücksichtigt, kann ein Prolog aber auch sehr gut zur Einführung in die Welt dienen. Anstatt einfach Fakten über Völker, Politik, Magie, Technologie oder dergleichen runterzurattern, könnt ihr eine Szene gestalten, in der die wichtigsten Fakten durch Handlung dargestellt werden.


Wie sieht das aus? Anstatt zum Beispiel zu erklären, dass in eurer Geschichte Europa sich zu einem Staat zusammengeschlossen hat, könnt ihr eine Jubiläumsfeier zur Vereinigung darstellen. Oder die Verhandlungen, die dafür nötig waren. Auf diese Weise könnt ihr eure Welt in einer spannenden Szene vorstellen, ohne gleich in eure Handlung einzusteigen.

 

 

Show, don't tell

 

Wer schon länger auf meinem Blog mitliest, hat das Prinzip, das ich oben beschrieben habe, sicher erkannt: Show, don't tell. Wenn ihr mehr dazu lesen wollt, könnt ihr euch gerne die betreffenden Beiträge hier durchlesen.


Hier schnell in aller Kürze: Das Prinzip Show, don't tell besagt, dass ihr eure Welt zeigen sollt, anstatt sie zu beschreiben. Erklärt nicht, welche Gottheiten es gibt, sondern zeigt ihre Anhänger*innen bei den religiösen Ritualen. Erklärt nicht, welche Flora und Fauna es auf einem Planeten gibt, sondern lasst eure Figuren mit Pflanzen und Tieren interagieren. So wird eure Welt glaubhaft und immersiv.

 

 

Weniger ist mehr

 

Den meisten Schreibenden fällt es besonders schwer, zu entscheiden, welche Aspekte ihrer Welt sie in die Geschichte einbauen sollen. Immerhin haben sie so viel Zeit und Kreativität investiert, um selbst die kleinsten Details ihrer Welt zu gestalten. Und heißt es nicht immer, dass gerade diese Details das Worldbuilding ausmachen?


Wichtig ist, sich darauf zu besinnen, was wirklich relevant für die Geschichte ist. Brauchen die Lesenden Informationen über die Frühgeschichte eurer Welt? Oder über Kontinente, auf denen die Handlung sicher nicht stattfindet? Wenn nicht, lasst es weg, aber hebt es auf. Vielleicht könnt ihr es in einem Folgeband oder einer Kurzgeschichte verwerten.


Wie viel Worldbuilding ihr in euren Texten betreiben könnt, hängt auch vom Genre ab. In der High Fantasy oder Hard SF genießen die Lesenden viel Hintergrundinformationen über die Welt, dort könnt ihr also gerne ausladender erzählen. In anderen Genres solltet ihr sparsamer sein.


Aber wie viel ist nötig, damit die Lesenden die Welt wirklich verstehen? Das ist für Schreibende nicht immer leicht herauszufinden, denn sie kennen ihre Welt in- und auswendig. Hier hilft eigentlich nur, das Manuskript vor der Überarbeitung für einige Zeit wegzulegen und dann mit einem frischen Blick wieder ranzugehen. Falls auch das nicht hilft, sind Testlesende eine gute Lösung.

 


Infodumping

 

Die Frage der Perspektive

 

Wie ihr eure Welt darstellt, hängt auch davon ab, wer eure Protagonist*innen sind. Vor allem, wenn ihr eine personale oder Ich-Erzählstimme wählt, solltet ihr berücksichtigen, was diese Person über die Welt denkt und weiß. Ein Koch auf einem Raumschiff kennt wahrscheinlich keine Details über die Antriebstechnik. Das Kind einer Bauernfamilie in einem mittelalterlichen Setting hat wohl nur wenig Ahnung von Politik. Achtet also darauf, dass ihr auch in der Weise, wie ihr euer Worldbuilding betreibt, den Figuren treu bleibt.


Gerade aus diesem Grund passiert es oft, dass Schreibende eine Figur wählen, die ganz neu in die Welt kommt. Dieser Figur muss alles erklärt werden, und damit wird es auch den Lesenden erklärt. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Harry-Potter-Serie. Diese Technik ist zwar praktisch, aber auch reichlich abgelutscht. Bedenkt das, wenn ihr eure Figuren wählt.



Fazit

Eine eigene Welt zu gestalten, ist nur die halbe Miete. Genauso wichtig ist es, diese Welt im Text spannend und organisch darzustellen. Wenn ihr euch dabei etwas zurückhaltet, nur das erzählt, was für die Geschichte relevant ist, und auf Show, don't tell achtet, gelingt es euch sicher, die Lesenden zu begeistern.


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