Die meisten Zeichensetzungsfehler passieren nach wie vor bei der wörtlichen Rede. Das ist kein Wunder, immerhin reihen sich hier oft mehrere Satzzeichen aneinander, da ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. In diesem Beitrag drösel ich die wichtigsten Regeln auf und gebe ein paar spannende Tipps zur Handhabung in Word.
Zeichensetzung
Wörtliche Rede wird meist durch Anführungszeichen markiert. Im Deutschen beginnt man mit Anführungszeichen unten und beendet die wörtliche Rede mit Anführungszeichen oben. Der Satz steht vollständig mit allen Satzzeichen innerhalb der Anführungszeichen.
„Ich gehe in die Stadt.”
Wird ein Begleitsatz vor die wörtliche Rede gestellt, nutzt man den Doppelpunkt.
Er sagte: „Ich gehe in die Stadt.”
Wird ein Begleitsatz hinter die wörtliche Rede gestellt, wird NACH den Anführungszeichen oben ein Komma gesetzt. Der Begleitsatz beginnt klein. Der Punkt in der wörtlichen Rede fällt weg, Ausrufezeichen oder Fragezeichen bleiben hingegen stehen.
„Ich gehe in die Stadt”, sagte er.
aber
„Gehe ich in die Stadt?”, fragte er.
„Geh in die Stadt!”, rief er.
Geht die wörtliche Rede nach dem Begleitsatz mit einem neuen Satz weiter, wird sie wie im obersten Fall behandelt.
„Ich gehe in die Stadt”, sagte er. „Soll ich was mitbringen?”
Wird der Begleitsatz in die wörtliche Rede eingeschoben und somit der gesprochene Satz unterbrochen, wird auch danach ein Komma gesetzt und die wörtliche Rede geht nahtlos weiter, natürlich wieder mit Anführungszeichen. Es müssen und sollten keine Auslassungspunkte gesetzt werden.
„Ich”, sagte er, „gehe in die Stadt.”
NICHT
„Ich …”, sagte er, „… gehe in die Stadt.”
Wenn der Begleitsatz nach der wörtlichen Rede weitergeht, wird er ebenso durch ein Komma abgetrennt.
Er sagte: „Ich gehe in die Stadt”, und verließ das Haus.
Manchmal wird die wörtliche Rede auch in den Satz eingeschoben wie ein Substantiv. Dann fallen Doppelpunkte und Kommas weg. Innerhalb der wörtlichen Rede bleiben Ausrufezeichen und Fragezeichen stehen, Punkte fallen weg.
Mit einem „Ich gehe in die Stadt” verließ er das Haus.
aber
Mit einem „Gehe ich in die Stadt?” verließ er das Haus.
Damit sollten so gut wie alle Fälle abgedeckt sein. Wenn euch noch was einfällt, lasst es mich wissen, ich ergänze den Artikel dann.
Selbst korrigieren
Oft passiert es im Eifer des Schreibgefechts, dass das Komma doch in die oder der Punkt aus den Anführungszeichen rutscht. Wer das selbst in seinem Dokument korrigieren will, kann dies sehr einfach über die Suchen-ersetzen-Funktion tun. Im Suchen-Feld gibt man einfach die falsche Form ein (,”) und im Ersetzen-Feld die richtige (”,) und kann so schnell und effizient alle falschen Formen geraderücken.
Absätze
Auch die Absatzstruktur der wörtlichen Rede sorgt oft für Verwirrung. Hier gibt es zwar keine festen Regeln, aber doch ein paar Methoden, wie man Ordnung in das Manuskript bringen kann und den Leser so problemlos durch einen Dialog führt. Prinzipiell gilt, dass jeder Gesprächspartner einen Absatz bekommt. Wechselt der Sprecher, so macht man einen neuen Absatz. Alle Beschreibungen und Handlungen, die den jeweiligen Sprecher betreffen, stehen ebenfalls in diesem einen Absatz.
Klaus ging zur Tür. „Ich gehe in die Stadt”, sagte er und griff nach der Klinke.
„Warte!”, rief Stefan. „Ich komme mit.” Er warf sich seinen Mantel über und setzte seinen Hut auf.
Seufzend zuckte Klaus mit den Schultern. „In Ordnung.”
Wird dieses Verfahren konsequent durchgesetzt, dann verlieren die Leser*innen niemals den Überblick darüber, wer gerade was tut und sagt. So kann in schnellen Wortwechseln ganz auf Begleitsätze verzichtet werden. Das erhöht das Tempo und sorgt für Spannung. Wer mehr über Absätze lesen will, hier lang!
Chevrons oder spitze Anführungszeichen
In Büchern sehen wir anstatt der Anführungszeichen oben und unten die sogenannten Chevrons, auch umgekehrte Guillemets oder spitze Anführungszeichen genannt. Im Deutschen zeigen die Spitzen jeweils zur wörtlichen Rede hin, also nach innen. Die französischen Guillemets zeigen hingegen jeweils in die andere Richtung, also nach außen. Viele Autoren würden gerne Chevrons nutzen, wissen aber nicht, wo sie in Word zu finden sind. Hier ein paar Workarounds.
Wer ein Manuskript für einen Verlag schreibt, sollte auf die Nutzung von Chevrons verzichten, da jedes Sonderzeichen später im Buchsatz zu Problemen führt. Einige E-Book-Converter ersetzen die klassischen automatisch durch spitze Anführungszeichen, da muss man sich also ebenso keine Sorgen machen. Wer aber selbst eine Print-Datei erstellt oder Chevrons wirklich braucht, findet sie in Word nur sehr schwer. Sie sind natürlich unter den Sonderzeichen gelistet, die unter Einfügen > Symbol schon in der Schnellauswahl angezeigt werden sollten.
Wer es schneller haben will, kann die in Word hinterlegte Tastenkombination verwenden. Das geht allerdings nur, wenn man einen Nummernblock auf der Tastatur hat. Hier drückt man für das einführende Chevron die Alt-Taste (gedrückt halten) und dann nacheinander die Zahlen 0187. Für das ausführende Chevron nutzt man die Zahlen 0171.
Wer es noch schneller haben will, kann in Word eine Autokorrektur-Regel festlegen. Dafür geht ihr auf Datei > Optionen > Dokumentprüfung > AutoKorrektur-Optionen. Im nun erscheinenden Fenster gibt es in der unteren Hälfte unter „Während der Eingabe ersetzen” die Möglichkeit, bestimmte Zeichenfolgen automatisch durch andere auszutauschen. Ich habe die Größer-kleiner-Zeichen genommen (die Taste links neben dem Ypsilon). Wenn ich >> eingebe, wird dies in Word automatisch durch ein einführendes Chevron ersetzt, << durch ein ausführendes. Natürlich könnt ihr dort jede euch beliebige Zeichenfolge eingeben, die für euch praktisch ist.
Eine noch einfachere Möglichkeit ist, am Ende des Schreibens wieder die Suchen-ersetzen-Funktion zu bemühen und die klassischen durch spitze Anführungszeichen auszutauschen. Allerdings ist meine persönliche Erfahrung hier, dass das Ersetzen je nach Korrektureinstellungen in Word nicht zuverlässig funktioniert. Das müsstet ihr selbst probieren.
So, jetzt sollte kein Auge trocken geblieben sein. Wenn ihr noch Fragen habt, lasst es mich wissen.
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